Joseph  Haydn

Acide

Festa teatrale

Originaltitel

ACIDE. FESTA TEATRALE, CHE SI RAPPRESENTA IN EISENSTADT, NELL'OCCASIONE DEL FELICISSIMO IMENEO, DEGLI ILLUSTRISSIMI ET ECCELLENTISSIMI IL SIGNOR CONTE ANTONIO D'ESTERHASY DE GALANTHA &c. &c. E LA SIGNORA CONTESSA TERESA D'ERDÖDI DE N. &c. &c. Ai 11, del Gennaro dell' Anno 1763.

Ordnung
I. Periode 1. Oper / Reihe XXV:1 / Hob. XXVIII:1
Operntypus
Festa teatrale / Opera seria
Anzahl der Akte
1
Anlass der Komposition

Vermählung von Anton Graf Esterházy (1738-1794), ältester Sohn des Fürsten Nicolaus Esterházy, mit Therese Gräfin Erdödy (1745-1782).

Kompositionsjahr
1762 / Überarbeitung 1773
Uraufführung
11. Januar 1763
Ort der Uraufführung
Wohl im großen Saal des Schlosses zu Eisenstadt
Anzahl der Aufführungen

Eine Wiederaufnahme war Dokumenten zufolge am 26. Juli oder Anfang September 1773 geplant. Aus unerfindlichen Gründen kam es aber letztendlich nicht dazu1. Erst am 25. September 1774 erfuhr Acide eine Wiederaufführung. Hierfür wurde eine revidierte Fassung von Haydn angefertigt. Galatea wurde demnach von Magdalena Friberth statt von Anna Maria Scheffstoss gesungen. Und da Eleonore Jäger zu diesem Zeitpunkt schon zu alt war (über 50), entschloss sich Haydn wohl dazu, Tetide in Nettuno und in eine Bassrolle umzuändern und Christian Specht damit zu betrauen.

Partitur

Acide. Festa teatrale
Herausgeber: Günter Thomas; Reihe XXV, Band 1;
1985, G. Henle Verlag München

Informationen zur Partitur

Festzuhalten ist, dass es zwei Fassungen dieser Oper gibt: Eine von 1763 und eine weitere von 1773/1774. Zur Fassung Acide 1763: Neben der drei-sätzigen Ouvertüre (die ersten 32 Takte fehlen im Autograph) sind folgende Szenen/Arien als Autograph erhalten:

  • Szene I, Arie des Acide: La beltà, che m'innamora,
  • Szene III, Arie der Glauce: Perché stupisci tanto,
  • Szene IV, Arie des Polifemo: Se men gentile,
  • Szene V, Acc.-Rez. des Acide: Misero ! Che ascolto?
  • Szene XII, Arie der Tetide: Tergi i vezzosi rai
  • sowie das abschließende Quartett: Ah vedrai, bell'idol mio

Vier Arien sowie alle Rezitative gelten als verloren. Wobei man nicht genau sagen kann, ob es sich bei den Rezitativen um Secco-Rezitative handelte oder um Accompagnato-Rezitative.

Zur überarbeiteten Fassung von 1773/1774:

  • Neben einem nur partiell erhaltenen, neu vertonten Teil der Szene II, der Arie der Galatea, Troppo felice, wohlgemerkt mit 2 Englischhörnern
  • wurde auch die Szene XI rund um Galatea um ein dramatisches Acc.-Rez. erweitert
  • und die ursprüngliche Arie der Tetide in die neukreierte Bass-Rolle Nettuno umgeformt. Hier folgt Haydn nicht mehr der Da-capo-Form. Gemäß des erweiterten Orchesterapparats konnte Haydn in dieser Arie 2 Fagotti notieren, da sonst nicht einmal eines extra notiert wurde und jenes nur den Bass verdoppelte.
Status der Partitur
Unvollständig

Personen

Stab der I.Periode
Joseph HaydnOpernkapellmeister
Joseph HaydnTheaterdirektor
Hieronymus BonTheatermaler
Ensemble der I.Periode
Eleonore JägerAlt
Barbara Fux-DichtlerSopran
Carl FriberthTenor
Anna Maria ScheffstossSopran
Melchior GriesslerBass
Leopold DichtlerTenor
Magdalena Spangler-FriberthSopran
Christian SpechtBass
Gertruda CelliniSopran
Giacomo LambertiniBass
Elisabeth PrantnerSopran
Opernrollen
AcideTenor
GalateaSopran
PolifemoBass
GlauceSopran
TetideAlt
NettunoBass
Besetzung / Attori
AcideCarl Friberth
GalateaAnna Maria Scheffstoss
PolifemoMelchior Griessler
GlauceBarbara Fux-Dichtler
TetideEleonore Jäger


Tutti in attuale Servizio di S. A. S. il Signor Prencipe Nicolà d'Esterhazy de Galantha &c.

Orchestrierung

1763: 2|2|0|0 – 2|0 – Str.
1774: 0|2(EH)|0|2 – 2|0 – Str.

Besetzung Orchester

1763: 1|2(1Fl)|0|(1) – 2|0 – Str.
1774: 0|2(2EH)|0|2 – 2|0 – Str.

Anzahl der Orchestermusiker

1763: 1|2|0|1 – 2|0 – Str. (1|1|1|1|1)
1774: 0|2|0|2 – 2|0 – Str. (2|2|1|1|1)

Besetzung

1763:

FlöteFranz Sigl
OboeMichael Kapfer, Georg Kapfer
FagottJohann Hinterberger
HornJohann Knoblauch, Thaddäus Steinmüller
Violine/ViolaLuigi Tomasini (KM), Johann Georg Heger, Lucas Garnier (Viola)
VioloncelloJoseph Weigl
KontrabassJohann Schwenda

1774:

OboeCarl Chorus, Zacharias Pohl
FagottJohann Hinterberger, Caspar Peczival
HornCarl Franz, wohl entweder Franz Pauer oder Joseph Oliva
Violine/ViolaLuigi Tomasini (KM), Joseph Dietzl, Franz Pauer oder Joseph Oliva, Joseph Purcksteiner (Viola)
VioloncelloXavier Marteau
KontrabassCarl Schiringer

Textbuch

Textbuch

Das Textbuch stammt von Giovanni Ambrogio Migliavacca aus Mailand, einem Schüler Pietro Metastasios, dessen Azione teatrale "Galatea" von 1722 als Vorlage diente: Eben die Geschichte von "Acis und Galatea" aus Ovids Metamorphosen. Das Libretto wird wohl durch Vermittlung des Grafen Giacomo Durazzo in Haydns Hände gelangt sein. Dieser Förderer und Freund des Fürsten hat schon Gluck Migliavaccas Libretto zukommen lassen, der 1760 daraus die Oper "Tetide" fertigte. Durazzo war Förderer Glucks wie Migliavaccas gleichermaßen.

Bearbeitung des Librettos
Unbekannt

Opernteile

Sinfonia Allegro molto – Andante grazioso – Finale Presto
SCENA PRIMA
Glauce, Acide Ah fuggi, Acide, fuggi
Aria Acide La beltà, che m'innamora
SCENA II
Glauce, Galatea Oh se veduto avessi
[Aria] Galatea (siehe partiell erhaltene Neufassung)
Troppo felice
SCENA III
Glauce, Polifemo Oh quanto, oh quanto io rido
Aria Glauce Perché stupisci tanto
SCENA IV
Polifemo E perché al par di Glauce
Aria Polifemo Se men gentile
SCENA V
Acide, Galatea, Glauce Né torna Galatea?
Recitativo accompagnato Acide Misero! Che ascolto?
[Aria] Acide Ah se ancor soffrir degg'io
SCENA VI
Galatea, Glauce E fin a quando, o Numi
SCENA VII
Polifemo, Glauce, Galatea Vezzosa Galatea
[Aria] Galatea Coll'idol mio fra l'onde
SCENA VIII
Polifemo, Glauce Quella superba, o Glauce
[Aria] Glauce Non voglio amarti
SCENA IX
Polifemo E di Nettuno il figlio
SCENA X
Glauce, Acide, Polifemo Partì. Più non si tardi
SCENA XI
Galatea, Glauce Diletta Glauce
SCENA XII
Tetide, Glauce, Galatea Sorgi, di' Neréo e Dori
Aria Betide [Nettuno] Tergi i vezzosi rai
Galatea, Tetide, Glauce E tu, gran Dea dell' onde
SCENA ULTIMA
Acide, Galatea, Glauce Da Lete io torno
Quartetto Galatea, Glauce, Tetide, Acide
Ah vedrai, bell'idol mio

Inhalt

Ort der Handlung ist ein sizilianischer Wald am Fuße des Ätna, nahe dem Meer. Galatea, aus dem Geschlecht der freundlichen und schönen Meeresnymphen Nereiden hat sich in den jungen Hirten Acide, Sohn einer Nymphe und des Königs Faunus, verliebt. Ihm zuliebe lässt sie sogar das Meer hinter sich. Doch auch der einäugige Zyklop Polifemo, Sohn des Meeresgottes Nettuno, begehrt Galatea, die ihn aber zurückweist.
Glauce, Galateas Vertraute, beschwört Acide zu fliehen, da der eifersüchtige und grausame Polifemo ihm nach dem Leben trachten könnte. Acide gibt sich aber furchtlos und weigert sich davonzulaufen, da er Galatea nicht verlassen will.
Glauce versteht das Liebespaar nicht ob deren blinde Naivität nicht. Gleich darauf trifft sie auf Polifemo, der bereits Galatea sucht. Doch kann es sich Glauce nicht verkneifen, sich aus Polifemos Liebeskummer einen Spaß zu machen: Der Zyklop solle doch Galatea vergessen, denn sie, Glauce, sei die Einzige, die ihn wahrhaft liebe. Solch einem bezaubernden Antlitz wie dem seinen könne doch kein Herz widerstehen und sie würde ihm auch treu bleiben. Polifemo zeigt sich verwundert, schenkt aber den falschen und boshaften Schmeicheleien Glauben.
Dennoch, Polifemo gerät dann doch ins Grübeln und zeigt sich verunsichert, denn er ist sich seiner hässlichen Erscheinung bewusst: einäugig, mit einer balkenähnlichen Augenbraue, die sich von einem Ohr zum andern zieht, zottelbärtig, mit einer Nase gleich eines Gebirges und mit borstigem Fell überzogen Gliedern. Was ist es also, das Glauce anzieht, gleichzeitig aber Galatea abstößt? Polifemo verdrängt seine Selbstzweifel und tröstet sich mit dem Gedanken, im Herzen selbst voll zarter Empfindsamkeit und würdevoller Haltung zu sein.
Galatea fordert Acide auf, mit ihr zu fliehen. Ihr Boot, eine große Muschel, stünde bereit und auf dem Meer wären sie sicher. Acide willigt ein ihr zu folgen, wohin auch immer sie wolle. Glauce rät jedoch, jenen Moment abzuwarten, da sich Polifemo schlafen legt. In der Zwischenzeit sollten sich beide getrennt voneinander verstecken. Acide sucht Unterschlupf im Unterholz und Galatea Zuflucht in den Wellen.
Völlig überraschend erscheint Polifemo und will Galatea mit allen Mitteln für sich gewinnen. Glauce überredet noch Galatea, sich zu verstellen. Sie jedoch hasst und verachtet Polifemo ganz offen, ihn, den Schrecken der Wälder, seinen teuflischen Charakter, der kein Recht anerkennt und der Menschen und Götter gleichsam beleidigt. Polifemo warnt sie, er könne mit seiner Riesenkraft den rauchenden Ätna umstürzen und alle Gottheiten des Meeres, auch die Nereiden, vernichten. Galatea zeigt sich aber unerschrocken und „verlacht“ ihre Angst, da sie sich und Acide im Wissen um ihre geplante Flucht in Sicherheit wähnt. Polifemo gibt sich einsichtig und wendet sich nun zumindest Glauce zu. Sie solle nun seine Braut werden. Aber auch Glauce verabscheut Polifemo und gibt zu, ihn, das Monster, niemals geliebt zu haben. Im Blutrausch schwört nun Polifemo an allen Rache. Als er Acide entdeckt, erschlägt er ihn kurzerhand mit einem mächtigen Felsbrocken.
Galatea, weiß noch nichts von dieser Gräueltat und beginnt Acide fieberhaft zu suchen, muss schließlich aber durch Glauce von Acides grausames Ende erfahren. In Rage ruft Glauce alle Furien zur Rache auf und will Polifemo damit vernichten, aber sie wird nicht erhört. Da beschwört sie die Götter, ihr Acide zurückzugeben, andernfalls wolle sie nicht mehr leben. Ihr Atem stockt, ihre Stimme verstummt allmählich, sie verliert das Bewusstsein.
Nettuno, Deus ex machina, zeigt Mitleid (in der Fassung 1763 Tetide, eine Nereide) taucht aus den Wellen auf und verkündet die Wendung zum Guten.
Acide wird ins Leben zurückgerufen. Sein vom Felsenbrocken tropfendes Blut wird in quellendes Wasser verwandelt, das fortan einen kristallklaren Fluss speißt. Acide selbst wird zum Flussgott: Er taucht aus dem neuen Gewässer auf, wasserblau und mit dem nunmehr gehörnten und mit Schilf umflochtenen Haupt, dem Signum der Wassergottheiten. In der gemeinsamen Euphorie versichern sich Acide und Galatea ewige Liebe: Eher soll der Bach zum Ursprung zurückkehren, eher sollen Tag und Nacht ineinander aufgehen, als ihre Seelen treulos werden.2

107
13
5
W
C
T
Ü